Gästebuch

Dienstag, 21. Oktober 2014

Pondicherry

Letztes Wochenende besuchten wir sechs ELMler die ehemals französische Kolonie Pondicherry/Puducherry/Pondi- wie auch immer man es nennen will.
Ein ganz besonderes Erlebnis, weil man eine Menge hellhäutige aus verschiedensten Ländern sieht, man im Cafe das schöne ruhige Französisch sprechen hört UND weil es dort die Möglichkeit gibt, westliches Essen zu essen. 
Diese Chance ließen wir uns natürlich nicht entgehen, denn nach knapp 7 Wochen ist das Verlangen nach einem warmen Croissant, Lasagne, einem Burger mit Pommes, Nudeln usw. immens gestiegen. Dies hat Eylas und meinen Magen so sehr verwirrt, dass uns tagsdrauf hohes Fieber und Verdauungsprobleme zu schaffen machten und wir bis jetzt im Bett liegen bleiben müssen. Immerhin wissen wir fürs nächste mal besser bescheid ;). 
Leider hat es in Pondicherry fast ununterbrochen geregnet. Das hat uns leider davon abgehalten viele Bilder zu machen. Doch wir haben an die Weisen Worte eines Herrn N. von Türk gedacht, uns mit Regenschirmen vor die schönen Sehenswürdigkeiten gestellt und versucht, sie einfach in unserem Herz zu bewahren. Genug zum Vorwort. Ein paar Bilder sind nämlich doch entstanden! 

Schoko-Bananen Pancakes









Französisches Frühstück für weniger als 70 Cent

Auf dem Fischmarkt

Die Taschen sind hier Trend






Kailash Guest House

Meine erste Papaya- sehr lecker!


Freitag, 10. Oktober 2014

Kommt mit nach Kiliyanur!

Gute einadhalb Wochen habe ich nun schon den TELC Kindergarten in Kiliyanur besucht und ich möchte euch an meinen Eindrücken teilhaben lassen, indem ich euch einen Tag mitnehme. Ein Arbeitstag in Kiliyanur. Vorab gesagt: Der Tag, wie ich ihn im folgenden beschreibe, ist ein Produkt dessen, was ich in dieser Zeit gesehen, gehört, gefühlt und geschmeckt habe und ist von daher sehr subjektiv.
Trotzdem hoffe ich, dass ihr euch die Umgebung und das ganze drumherum so gut wie möglich vorstellen könnt.
Aber nun geht’s los!

Morgens 7:00 Uhr. Der Wecker klingelt. Noch ein paar mal drehe ich mich um, bis ich mich aufraffe unter die kalte Dusche zu springen. Ach nein, der Duschkopf tröpfelt ja nur, wenn überhaupt. Also heißt es Eimer holen, Wasser einlaufen lassen und sich mit einem Messbecher abbrausen. Ich gehe nebenan ins Bad, drücke den Lichtschalter, klack: es tut sich nichts. Wäre auch zu schön, wenn der Strom den ganzen Tag funktionieren würde. Naja, ein Glück, dass es früh hell wird und durch ein kleines Fenster ein bisschen Sonnenlicht scheint.
Vor dem Frühstück noch schnell 2 Flaschen bottled water, Geld für die Busfahrt, ein Notizbuch, ein Tamil Wörterbuch und ein Handy eingepackt und runter geht’s zum essen. Welch eine Überraschung es gibt Idli (Reisfladen) mit einer Kokossoße!
Um zehn vor neun geht’s nach dem Morning prayer unterm Mangobaum auch schon los zur Busstation.
Zeitsprung

9:15. Ich sitze im Bus. Am Fensterplatz. Am Busbahnhof tummeln sich viele Leute. Vor allem viele Jugendliche. In ihrer Schuluniform stehen sie in Grüppchen und starren mich an. Hinter vorgehaltener Hand kichern und tuscheln sie. Allen anderen, die noch nicht bemerkt haben, dass zwei „weiße“ im Bus sitzen, wird es im Nu durch antippen und einem Fingerzeig auf uns verdeutlicht. Mir wird klar, es spielt keine Rolle inwieweit ich versuche mich durch die Kleidung der Inder in diesemLand anzupassen, ich bin anders als sie. Jedenfalls wird mir durch diese vielen Blicke das Gefühl gegeben. Ich bin eine Fremde in diesem Land und ich stelle mir die Frage, ob sich das in diesem halben Jahr noch ändern wird. Außerdem stelle ich mir die Frage, was die Leute wohl denken mögen, wenn sie uns sehen. Manche scheinen hellhäutige bisher nur von Plakaten oder aus Filmen zu kennen.
Schließlich rollt der Bus an. Wir verlassen Mayiladuthurai.
Auf schmalen, mit Schlaglöchern übersähten Straßen, holpern wir durch immer mehr dörflichere Regionen. Der Fahrtwind lässt eine frische Brise durch den Bus ziehen. Hin und wieder sieht man vom Feld oder einem Grundstück her kommend große Rauchschwaben aufsteigen, es wird mal wieder versucht den Müll zu verbrennen. Auf vielen Reisfeldern stehen Frauen und Männer in gebückter Haltung und ernten den Reis. Sie stehen Schienbeintief im überfluteten Feld und ziehen mit viel Mühe die grünen Gräser heraus. (Wo da der Reis sein soll, weiß ich auch noch nicht.)
Es bleibt nicht lange Zeit um darüber nachzudenken, denn schon fährt man wieder an kleinen Hütten vorbei, die sehr winzig sind. Die Tür steht meist offen, sodass man einen kleinen Blick hineinwerfen kann. Man sieht einen Raum in dem spärlich ein paar Schränke oder Regale stehen. Ein paar Radumdrehungen später sieht man eine Frau mit Zahnbürste im Mund an einer Wasserpumpe stehen, um Wasser zu holen. Es scheint als spiele sich das Leben größtenteils auf der Straße ab. Wir holpern also weiterhin auf schmalen Straßen entlang, bis auf einmal ein Bus in gegenüberliegenden Fahrtrichtung um die Kurve prescht, beide Busse sich durch langes hupen aufeinander aufmerksam machen und dann versuchen sich auszuweichen. Die klappt aus mir unerklärlichen Gründen doch immer irgendwie.So auch heute.
Mir schlagen-durch das enge aneinanderherquetschen der Busse Äste durchs offene Fenster ins Gesicht, aber das nehme ich gerne in Kauf, denn ich froh, wenn  ich heile an der Zielhaltestelle ankomme. Ein letztes Hinderniss wartet jedoch noch. Da liegt mal wieder eine Horde Ziegen faul mitten auf der Straße und bequemt sich erst nach viel gehupe aufzustehen und Platz zu machen  Nach circa dreißig Minuten sind wir da.
Den Rest des Weges zum Kindergarten legen wir zu Fuß zurück. Die Sonne gibt heute mal wieder alles und unsere Begleitung Uma- die Nähschullehrerin im Gebäude neben dem Kindergarten ist- zögert nicht ihren Regenschirm aufzuspannen und ihn uns anzubieten, damit unsere „schöne Haut“ geschont bleibt. Ich möche aber viel lieber ein bisschen Sonne abbekommen.Drei Kurven und circa 8 Minuten später betreten wir endlich das Gelände!
Aus den Räumen hört man schon laute Kinderstimmen. Schnell verstauen wir unsere Sachen. Danach spielen wir eine Weile mit den Kindern Duplo bis die restlichen Kinder und Erzieherinnen nach und nach eintrudeln. Schon werden die Uniformen herausgelegt und die Kinder umgezogen. Hat jedes Kind den Knopf durchs richtige Loch gesteckt und die viel zu weiten Hosen festgebunden bekommen, gibt es nach einer weiteren kurzen Spieleinheit den morgendlichen Kakao. Davor wird für den Tag und für die Familie gebetet.
Die nächsten Stunden bis zum Mittagessen um halb eins werden heute mit kurzen Englischliedern, Reimen und einer kurzen Lerneinheit des englischen Alphabets gefüllt. Das funktioniert so: eine Erzieherin spricht etwas vor und die Kinder schreien dieses nach. Wie viel sie davon wirklich verstehen, will ich mir nicht ausmalen.
Danach sind Eyla und ich dran. Wir bringen den Kindern das Lied„father Abraham“ bei und spielen danach ein Bewegungsspiel. Zwischendurch werden Streithähne getrennt, Tränen weggewischt und die Kinder gelobt, wenn sie stolz ein ausgemaltes Bild oder sonstiges zeigen. Die Zeit vergeht auch heute wie im Flug. Es gibt schon Mittgessen. Die Kinder versammeln sich, teilen Schüsseln aus und es wird jedem Kind Reis und etwas Soße aufgetan. Wir bekommen heute auch Reis, aber mit einem nicht so scharfen Tomatenchutney, ein paar Bohnen und Rührei. Ist das Essen beendet, holen die Kinder, denen die Augen nicht schon beimEssen zugefallen sind, Bastmatten. Diese werden ausgelegt und die Kinder darauf platziert. Dann wird im Idealfall zwei Stunden geschlafen. Ich nutze die Mittagspause heute auch für ein kleines Nickerchen. Um kurz vor drei werden wir
Auf dem Weg zum Kindergarten. Uma begleitet uns jeden Morgen


Das Toilettenhäuschen. Hinter der linken Tür verbirgt sich sogar ein westliches Klo :)


Ein von Eyla und mir gemaltes Plakat zum Thema "die fünf Sinne"



meist vom Lärm der Kinder geweckt. Nachdem die Gesichter mit Wasser erfrischt wurden, gibt es für alle Puder, der in ihren Gesichtern mehr oder weniger verteilt wird. Die Köchin verteilt noch ein paar Kekse, wir trinken noch einen Tee und verlassen kurz nach den Kindern das Gelände und gehen zurück zur Bushaltestelle. Erschöpft aber glücklich fahren wir zurück. Wie der morgige Kindergartentag aussehen wird kann ich nicht sagen, denn jeden Tag erwarten mich neue ungeahnte Überraschungen.